Einen Tag vor Heiligabend, am 23. Dezember, vollendete unser Bundesbruder Dr. Richard Baumann, sein 90. Lebensjahr. Gebürtiger Unterfranke, lebt er nun seit über einem halben Jahrhundert im Rheinland und hat in Ratingen am Rande von Düsseldorf mit Haus und Garten seine eigentliche Heimat gefunden. In jungen Jahren erlebte er ein typisches Kriegsschicksal mit zwei Jahren Fronteinsatz im Osten und anschließender Kriegsgefangenschaft, unter deren Folgen er heute noch leidet. Erst danach konnte er sein Abitur nachholen und an der Universität Würzburg mit dem Studium beginnen, wo er 1952 in Germanistik und Volkskunde promovierte. Und hier fand er durch seinen Klassenkameraden Hans Dünninger den Anschluss an seine Gothia. Er wurde schon 1947 wenige Monate nach der Neugründung rezipiert und war im WS 48/49 Consenior. Als Consenior gehörte er dann auch noch dem Zirkelvorstand des CV von 1971 bis 1993 in seiner neuen Wahlheimat Ratingen an. Der Zirkel dankte es ihm mit einem Fackelzug zu seinem Geburtstag.
Schon zu Studienzeiten hatte er das gefunden, was sein ganzes späteres Leben ausmachen sollte: nämlich die Tageszeitung. Über die freie Mitarbeit als Student fand er den Weg als Volontär und anschließend Redakteur bei der Würzburger „Main-Post“ und wagte 1957 den gerade in der damaligen Zeit als gewaltig erscheinenden Sprung ins Rheinland und wurde Redakteur bei der zweitgrößten deutschen Tageszeitung, der „Rheinischen Post“. Nach erster Tätigkeit in der Düsseldorfer Redaktion kam er 1958 als Redaktionsleiter an die Ratinger Redaktion und fand hier rasch auch den persönlichen Anschluss, nachdem er sich angeregt durch sein Studium mit besonderem Interesse mit Heimatpflege und Heimatkunde beschäftigte. In den 60er und 70er Jahren wechselte er für knapp 15 Jahre als Redaktionsleiter nach Duisburg, das ihm als eine der größten deutschen Industriestädte ein ganz anderes Betätigungsfeld bot. Für das letzte Jahrzehnt seiner beruflichen Tätigkeit kehrte er dann aber doch wieder in seine Wahlheimat Ratingen zurück.
In dieser und der folgenden Zeit beschäftigte er sich neben dem allgemeinen Stadtgeschehen mit Vorliebe mit heimatgeschichtlichen und heimatkundlichen Veröffentlichungen und engagierte sich auf zahlreichen kulturellen und sozialen Gebieten. Er schrieb in dieser Zeit sieben Buchveröffentlichungen mit heimatkundlichen Themen aus seiner fränkischen Heimat und 17 aus seiner jetzigen Heimat Ratingen, was ihm viel Anerkennung einbrachte. Er wurde 1980 für seine Verdienste um den deutsch-amerikanischen Studentenaustausch mit der Universität Vermillion zum Ehrenbürger des US-Bundesstaates South-Dakota ernannt und erhielt im Jahr 2000 die Päpstliche Auszeichnung „Pro Ecclesia et Pontifice“ für sein Wirken im kirchlichen Raum. Er hatte entscheidenden Anteil an Gründung und Aufbau der Hospizbewegung und engagierte sich über Jahrzehnte beim Sozialdienst katholischer Frauen neben vielen anderen Aktionen für Obdachlose und Arbeitslose.
Für seine Beschäftigung mit den zahlreichen volkskundlichen und heimatgeschichtlichen Themen wurde er 2006 von dem in Köln ansässigen Landschaftsverband Rheinland mit dem „Rheinlandtaler“ ausgezeichnet und der Rheinische Schützenbund verlieh ihm für seine „unermüdliche Arbeit für das Schützenwesen die Medaille für Förderung und Verdienste in Gold“. Und seine Wahlheimat zeichnete ihn mit der „Dumeklemmerplakette“ aus, bei deren Verleihung vor allem sein Wirken in der Heimatforschung gewürdigt, zugleich aber gesagt wurde, er habe in seiner Wahlheimat auf kulturellem und sozialem Gebiet viel bewegt.