Bei einer Reise der jugendlichen Seniorengruppe unserer Gothia ist immer etwas los. So gab es gleich beim Start der diesjährigen 24. Gothenreise am 2. Juli zwei Aufreger. Zum einen ließ eine unserer Damen ihre Handtasche in dem Taxi, das sie zum Gothenhaus brachte, liegen, in der vor allem ihre Haarbüste untergebracht war. Doch glücklicherweise besaß ihr Ehemann einen brauchbaren Kamm. Zum anderen verspätete sich der Omnibus um eine gute halbe Stunde, weil der Bäcker, der die Hörnchen für die Wegzehrung backen musste, verschlafen hatte. Der guten Aufbruchsstimmung tat dies keinen Abbruch und so verlief dann ab dem Start in die Steiermark alles programmgemäß.
Die weltberühmte Bibliothek des Benediktinerstifts Admont mit den fast 100.000 Bänden der geistlichen und weltlichen Wissenschaften in den 170 von Rokokoarabesken und Blumengirlanden eingerahmten Schränken zwischen herrlichen Fresken und Skulpturen im Prunksaal markierte den ersten Höhepunkt unserer Reise.
In den nächsten Tagen erlebten wir die Steiermark in all ihren Facetten: das Hochgebirge, die liebliche Weinlandschaft mit ihren malerischen Hügeln und ihren von Reben gesäumten Tälern, die steirische Vulkanlandschaft im Osten, die liebenswerte Hauptstadt Graz.
Wein, Käse, Schinken und Sekt waren die steirischen Gaumenkitzel. Die südsteirische Weinstraße lud zu einer reichhaltigen Weinprobe und einer gemütlichen Spezialitätenverkostung in einer typischen Buschenschänke ein. Im Schatten der mächtigen Riegersburg im Vulkanland durften wir bei einem jungen Winzer, der sein Handwerk in einem fränkischen Weingut erlernt hat, seine in Champagnertechnik produzierten Sekte kosten. Interessante Einblicke in die Verwendung der Kürbiskerne und die Produktion des berühmten steirischen Kürbiskernöls erhielten wir in einer Ölmühle. Mancher der männlichen Reiseteilnehmer hat sicher den stillen Entschluss gefasst, Kürbiskerne und Kürbiskernöl intensiv in seine Essgewohnheiten einzubeziehen, da uns die örtlichen Kürbisexperten glaubhaft die Wirksamkeit ihrer Produkte auf die Gesundheit der Prostata versicherten.
Im Lipizzanergestüt Piber bewunderten wir die Nachzucht für die Spanische Hofreitschule in Wien, deren Eltern und sehr betagte „Rentner“. Und wir sahen die schwarz oder dunkelbraun geborenen Fohlen, die sich erst so nach und nach zu den edlen, weißen Pferden entwickeln.
Ganz in der Nähe von Piber in Bärnbach wurde 1948 eine sehr einfache, nüchterne, der heiligen Barbara geweihte Kirche erbaut. Diese wurde 1988 von Friedensreich Hundertwasser in seiner bekannten Art vor allem außen ohne Kosten für die Pfarrgemeinde umgestaltet und ist zu einem echten Anziehungspunkt geworden. Die in Farben und Formen außergewöhnliche Gestaltung des Kirchenäußeren, der sich anschließenden Nebengebäude und des Kirchplatzes hat uns alle sehr beeindruckt.
Graz konnten wir als eine liebens- und lebenswerte Stadt erleben: Verschiedene Stile prägen die prachtvollen Fassaden der Häuser, Laubengänge schenken Schatten und Erzherzog Johann ist fast überall gegenwärtig. Drei malerische Plätze, nebeneinander liegend, fast total bestuhlt, nämlich Glockenspiel-, Mehl- und Färberplatz bezeichnete unsere Führerin als das Bermudadreieck von Graz. Gastronomie pur! Bei der Jugend, vor allem bei den zahlreichen Studenten beliebt und von diesen bis in die Nacht mit pulsierendem Leben erfüllt! Eindrucksvoll war auch die in dem Turm der Burg erhaltene gotische Doppelwendeltreppe.
Natürlich gehört zu einem Graz-Aufenthalt die Fahrt auf den Schlossberg mit seinen herrlichen Anlagen und dem Grazer Wahrzeichen, dem Uhrturm. Ein Besuch von Schloss Eggenberg am Stadtrand von Graz, dem größten und prächtigsten Barockschloss der Steiermark, rundete den Grazbesuch würdig ab.
Positiv zu vermerken ist, dass das Programm jedem noch genügend Zeit ließ, zu entspannen oder auf eigene Faust Graz tiefer zu erkunden.
Müde, aber um viele schöne Eindrücke bereichert und beglückt durch das harmonische Gemeinschaftserlebnis, kamen wir nach einer problemlosen Rückreise am 7. Juli gegen 20 Uhr am Gothenhaus an.
Die tolle Reise war zu Ende, die Hörnchen waren gegessen, die Handtasche war gesichert, die Haarbürste noch vorhanden. Und so galt der Satz:
Die Frau liebt noch mehr ihren Mann,
Wenn seinen Kamm sie nutzen kann.
Während der Reise wurde die Stimmung gedämpft und Trauer schlich sich ein, als bekannt wurde, dass unser Reisehäuptlingspaar, Bbr. Eberhard Gräf und seine Gattin Bernhild, mit Ende dieser Reise unwiderruflich dieses Amt aufgibt.
Umso mehr haben wir den beiden zu danken und zwar nicht nur dafür, dass sie auch diese Reise wieder vorzüglich geplant, organisiert und durchgeführt haben, sondern auch für ihre Mühen, ihre Geduld, ihr Verantwortungsbewusstsein und ihre Sorgfalt für alle bisher von ihnen durchgeführten Gothenreisen. Herzlichen Dank! Den beiden gebührt Lob, Dank und Anerkennung.
Aber es gab auch noch die gute Nachricht: Die kommenden Gothenreisen wird unser Bbr. Alfred Satzinger mit seiner Gattin Inge organisieren. Ihnen sei Dank für die Bereitschaft, diese arbeitsintensive Aufgabe zu übernehmen. Wir wünschen den beiden ein glückliches Händchen bei der Auswahl der Ziele und bei der Durchführung der Reisen, besonders natürlich bei ihrer Premiere, der Jubiläumsreise mit der Nummer 25.
Autor: Bbr. Wolfgang Schineis