WCV

Im Würzburger Cartellverband (WCV) zusammengeschlossen haben sich die in Würzburg ansässigen farbentragenden katholischen Verbindungen, Markomannia, Thuringia, Gothia, Cheruscia, Franco-Raetia und Guelfia. Sie richten auf Ortsebene Veranstaltungen aus wie den WCV-Winterball und sommerliche Serenaden, Gottesdienste zu Semesterbeginn und – ende sowie Vorträge und Sportturniere, mit denen eine breitere Öffentlichkeit angesprochen werden sollen. Die einzelnen Programmpunkte des WCV sind in den Semesterprogrammen der Mitgliedsverbindungen abgedruckt. Im folgenden ist ein geschichtlicher Rückblick über 100 Jahre WCV wiedergegeben, der zugleich ein Teil Würzburger UnIversitätsgeschichte im 20. Jahrhundert ist.

Von der Gründung bis 1933

Der Würzburger Cartellverband (WCV) umfaßt heute die fünf ortsansässigen Verbindungen des CV: Markomannia, Thuringia, Gothia, Cheruscia und Franco-Raetia. Als Entstehungsjahr des WCV gilt das Jahr 1902, die eigentliche Konstituierung erfolgte jedoch erst sechs Jahre später im Jahr 1908, wie im folgenden näher darzulegen sein wird. Dabei muß grundsätzlich berücksichtigt werden, daß der WCV in seiner Anfangszeit noch kein feststrukturierter Ortsverband war, wie wir ihn heute kennen. Die Bildung von Ortsverbänden des CV wurde erstmals seit dem Jahr 1899 erforderlich, als der CV die Gründung bzw. Aufnahme von mehr als einer Verbindung an einem Hochschulort zuließ.

Die Bildung eines „Würzburger C. V.“ erfolgte gleichzeitig mit dem Publikationsfest der Thuringia und dem 31. Bundesfest der Mutterverbindung Markomannia am 5. Februar 1902 und wurde in der Academia, der Verbandszeitschrift des CV, kurz darauf offiziell mitgeteilt. Der Vorsitz bzw. Vortritt zwischen beiden Verbindungen wechselte semesterweise bei der Abhaltung der in den ersten Jahren noch gemeinsam stattfindenden Antrittskommerse oder dem Chargieren bei offiziellen Anlässen. Markomannia und Thuringia, die durch den Übertritt von 30 aktiven Markomannen entstand, verkehrten anfangs in einem gemeinsamen Kneiplokal und pflegten engen Kontakt miteinander. Mit der Aufnahme der seit 1895 bestehenden Gothia, die aus der nichtfarbentragenden und katholischen Unitas-Hetania hervorgegangen war, am 8. Mai 1905, anläßlich ihres Publikationskommerses in den CV, erweiterte sich der WCV um eine dritte Verbindung.

Zur damaligen Zeit waren die insgesamt acht katholischen Verbindungen und Vereine der Universität Würzburg noch in dem am 24. November 1889 als verbandsübergreifende Interessenvertretung gebildeten „Katholischen Corporations-Convent“ (KCC) vereinigt, dem somit auch schon die späteren CV-Verbindungen Cheruscia (gegründet 1893, Mitglied des KDV, im CV seit 1912) und Franco-Raetia (gegründet 1905 als Zweigverbindung der KBStV Rhaetia München, im CV seit 1930) angehörten. Der KCC bildete einerseits ein wirksames Gegengewicht zum „Schlagenden Verband“ der mensurfechtenden Verbindungen, andererseits oblag dem KCC die Vertretung gemeinsamer Belange gegenüber Universität und Kirche. Obwohl ein WCV seit 1902 existierte, blieb zunächst der KCC das eigentliche Gremium für die Besprechung organisatorischer und interkorporativer Fragen. Dies änderte sich erst 1908, als es über den einige Jahre zuvor eingeführten Bismarckfackelzug zu Auseinandersetzungen innerhalb des KCC kam, da der WCV mit dem Schlagenden Verband einseitig eine Vereinbarung über seine Teilnahme und die Festlegung der Chargierreihenfolge getroffen hatte: „… Deutlich trat der schon längst keimende Zwiespalt zwischen den katholischen Vereinen und dem C. V. zutage, und es entstand eine hitzige Debatte, in deren Verlauf dann der C. V. seinen Austritt aus dem KCC erklärte.“ Das Ausscheiden des WCV aus dem KCC, der sich in der Folge auflöste, wurde in diesem Zusammenhang ausdrücklich als Ausgangspunkt eines eigenständigen Würzburger CV bezeichnet.

Schon für die Anfangsjahre des WCV sind gemeinsame Veranstaltungen wie WCV-Winterbälle, Semesterantritts- und Kaiserkommerse sowie Exbummel zu Fronleichnam belegt. Insbesondere die Kaiserkommerse des WCV fanden zunehmend öffentliche Resonanz, was der Besuch des Universitätsrektors, des Bischofs und der Spitzen von Stadt und Garnison unterstreichen. Der Vorsitz zwischen den Verbindungen wechselte damals im Semesterturnus, eine Satzung des WCV wurde im SS 1908 ausgearbeitet und trat vom WS 1908/09 an in Kraft.

Die Aufnahme der Cheruscia in den WCV wurde feierlich am 14. November 1912 im Rahmen des WCV-Antrittskommerses und in Anwesenheit des CV-Vorortspräsidenten vollzogen. Dem Schrittt vorausgegangen war allerdings das von Cheruscia abgelehnte Verlangen des CV, mit einer der CV-Verbindungen am Ort zu fusionieren, da ein eigenständiges Weiterbestehen nicht gesichert erschien. Da sich Cheruscia aber ganz im Gegenteil als durchaus lebensfähig erwies, gewann der WCV mit nunmehr vier Mitgliedsverbindungen weiter an Gewicht in der Studentenschaft v. a. gegenüber dem Schlagenden Verband, mit dem sich der WCV in den Folgejahren immer wieder auseinandersetzen mußte. Wegen erneuter Streitigkeiten um den Vortritt beim Bismarckfackelzug im Jahr 1909, der eigentlich verbindlich dem WCV zugesagt worden war und der schließlich auf Weisung des Senats ganz ausfiel, blieb das Verhältnis zu den Waffenverbindungen über Jahre hinweg gespannt. Dies änderte sich entscheidend erst nach dem Ersten Weltkrieg.

Für die Dauer des Krieges legten die Würzburger Verbindungen ihre Farben nieder, schränkten ihren Betrieb stark ein oder suspendieren sogar vorübergehend. In dieser Situation erwies sich der Ortsverband des CV als tragfähige Basis für die Festigung des Gemeinschaftslebens in den Verbindungen, was durch die Abhaltung monatlicher WCV-Kneipen zum Ausdruck kam. Aufgrund der im letzten Kriegsjahr wieder zunehmenden Studentenzahlen faßte der WCV am 2. Oktober 1918 den Beschluss, wieder Halbcouleur an der Universität zu tragen.

Kurz nach Kriegsende ergriff der WCV die Initiative, um gemeinsam mit dem KStV Walhalla die Neugründung des KCC am 30. November 1918 zu beraten. Eine herausragende Rolle kam dem Mitglied der Thuringia Hermann Hagen zu, der auch an der späteren Einigung der Gesamtstudentenschaft führend beteiligt war und erster AStA-Vorsitzender der Universität Würzburg wurde. Mit der Stärkung der Rolle der Studentenschaft kam auch dem WCV in den kommenden Jahren eine wachsende Bedeutung zu, indem neben die bisherigen Aufgaben des WCV insbesondere hochschulpolitische Belange traten. So wurden auf den WCV-Sitzungen die Kandidaten für die AStA-Wahlen einvernehmlich festgelegt und nach Thuringia (Hermann Hagen) stellten auch Cheruscia (Hugo Siegert), Markomannia (Hermann Orth) und Gothia (Hans Lang) in den 20er Jahren jeweils den 1. AStA-Vorsitzenden. Seit dem SS 1923 wurden sogar Referate des WCV zur Berichterstattung über verschiedene Themenbereiche gebildet: Weltanschauung und inneres Leben des CV, Hochschulfragen, soziale Arbeit und Fürsorge, Hochschulbewegung und Leben in anderen Verbänden sowie Leibesübungen. Dazu kam die Besprechung des gemeinsamen Vorgehens in Gremien wie dem neugegründeten Ring Deutscher Korporationen (RDK) und dem Hochschulring Deutscher Art (HDA), denen jeweils verbandsübergreifend alle Würzburger Korporationen mit Ausnahme der jüdischen angehörten. Vor allem im völkisch-nationalen HDA, der im Gegensatz zum RDK zunehmend in politisches Fahrwasser geriet, kam es immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen katholischen und waffenstudentischen Korporationen. Dies führte schließlich zu einem Ausscheiden eines Großteils der katholischen Korporationen im Gefolge des gescheiterten Hitlerputsches am 9. November 1923, als die Waffenverbindungen im HDA ohne Rücksprache eine Resolution verfaßten, in der sie sich hinter die völkische Bewegung und ihren Führer, den früheren Generalstabschef Erich Ludendorff stellten. KCC und WCV distanzierten sich in öffentlichen Erklärungen und bekannten sich demonstrativ zur amtierenden Regierung sowie zur Rolle von Innenminister Dr. Franz Matt (Markomannia, Gothia), der entscheidend zur Niederschlagung des Putsches beigetragen hatte: „Der Würzburger C. V. bedauert, daß in den letzten Tagen wiederholt [Angriffe] gegen seinen Alten Herrn und Konphilister, Herrn Staatsminister Dr. Franz Matt, erfolgt sind, daß er insbesondere mit der Resolution der Würzburger Studentenschaft vom 15. XI. 1923, die ohne Befragen der Studentenschaft lediglich von deren Vorsitzenden erlassen wurde, nichts gemein hat und versichert ihn seines unbegrenzten Vertrauens, seiner größten Hochachtung und Verehrung.“ Während Gothia wie die anderen Korporationen des KCC nun den HDA verließ, wollten Markomannia, Thuringia und Cheruscia abwarten und ihre Mitarbeit im HDA vorerst fortsetzen. Im Lauf des darauffolgenden Jahres traten auch diese aus dem HDA wegen unüberbrückbarer weltanschaulicher Differenzen aus. An diesem Beispiel wird sichtbar, daß sich bei aller Einigkeit im Grundsatz die einzelnen Verbindungen des WCV im Einzelfall ihr Recht auf eigene Entscheidung vorbehielten.Nicht nur in den Jahren vor dem Weltkrieg wurde Klage darüber geführt, daß „das Verhältnis innerhalb des WCV dem CV-Gedanken durchaus nicht“ immer dem wünschenswerten Maß entsprach. Auch später kamen im WCV immer wieder Probleme des Verhältnisses der CV-Verbindungen untereinander zur Sprache. 1919 wurde die Thuringia, deren Mitglieder Cartellbrüder mit „Sie“ anredeten, zur Einhaltung des im CV geltenden Duz-Comment ermahnt und ein verbindlicher „Grußcomment“ für den WCV vereinbart. Wiederum war es die Thuringia im Jahr 1927, die sich vom WCV absetzte, als es um ein einheitliches Erscheinungsbild bei Fronleichnam ging. Während sich die anderen CV-Verbindungen darüber einig waren, an der Prozession mit je drei Chargierten und im dunkelblauen Anzug teilzunehmen, erachtete es Thuringia als angemessen, mit vier Chargierten und im Cut anzutreten, lenkte aber schließlich doch noch ein. Zu einer ernsteren Krise kam es dagegen im Jahr 1928, als sich Thuringia wegen Beleidigung des WCV einem Verfahren des Ortsehrengerichts stellen mußte. Probleme an der Oberfläche im Einzelfall wie diese dürfen aber nicht darüber hinwegtäuschen, daß der WCV in vielen anderen Belangen zu gemeinsamen Entscheidungen willens war und Streitigkeiten immer wieder im Geist der Cartellbrüderlichkeit beilegte.

Nach 1918 mußte sich der WCV als solches trotz der Zusammenarbeit im Krieg erst allmählich wieder konsolidieren. Als gemeinsame Veranstaltung wurde zu Beginn des WS 1919/20 zunächst ein Dämmerschoppen vereinbart. Anstelle der vor dem Krieg üblichen Kaiser- und Königskommerse wurden seit 1921 Reichsgründungskommerse des WCV abgehalten. Von Gothia wurde 1920 die gegenseitige Teilnahme der Stiftungsfestkommerse mit Chargierten wieder angeregt. Die Wehrertüchtigung der Aktiven, die seit dem Ende der Räteherrschaft zunächst in der Bayerischen Bürgerwehr erfolgte, wurde von 1923 an als „Freisport“ unter militärischer Aufsicht verpflichtend für alle Füxe im WCV durchgeführt. Seit dem SS 1924 wurden auf Vorschlag Markomannias religionswissenschaftliche Vorträge des WCV abgehalten, seit 1927 kamen gemeinsame Semesterantrittsgottesdienste hinzu. Im Juni 1926 wurde erstmals ein seither jährliches WCV-Sportfest mit Leichtathletikwettbewerben, Staffelläufen, Schwimmeisterschaften und Faustballkämpfen veranstaltet. Auf dem Hintergrund der Aufstellung paramilitärischer Einheiten durch die extreme Rechte und Linke förderte die Regierung von Papen Initiativen zur freiwilligen Wehrausbildung. Als die Würzburger Studentenschaft daraufhin 1932 ein eigenes Wehramt einrichtete, verpflichtete auch der WCV die Aktiven der ersten drei Semester zur Teilnahme am Wehrsport mit der Begründung, „daß bei einer Ergänzung des Heeres in erster Linie auf die durch den Wehrsport Ausgebildeten zurückgegriffen wird und die katholischen Akademiker unter allen Umständen ihrer Stärke entsprechend beteiligt sein müssen.“

Am 14. Dezember 1921 traten neue WCV-Statuten in Kraft.Wichtigste Neuerung war die künftig zweisemestrige Amtszeit des Präsidiums. Diese Satzung wurde nochmals 1925 und 1933 jeweils unter maßgeblicher Mitarbeit von Philistersenior Josef Weigand (Markomannia) überarbeitet und cartellrechtlichen Erfordernissen angepaßt. Aufgaben des WCV waren demnach „die Wahrung der gemeinsamen Belange im Innern und nach außen, namentlich einheitliches Vorgehen bei der studentischen Gemeinschaftsarbeit, insbesondere bei Festlichkeiten und Versammlungen aller Art“, „die Verhütung von Vorkommnissen, die das Zusammenarbeiten der Verbindungen erschweren oder das Ansehen des CV. und einzelner Verbindungen schädigen“, „Abhaltung von gemeinsamen wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Veranstaltungen“ und „die Förderung des Zusammengehörigkeitsgefühls und des Freundschaftsprinzips.“ Seit 1925 gehörten dem WCV-Ausschuß der aktive Senior, ein Inaktiver und erstmals ein Altherrenvertreter in Person des Philisterseniors jeder Verbindung an. Den Vorsitz im WCV führte der Philistersenior der präsidierenden Verbindung. Das WCV-Archiv wurde bei Markomannia als der ältesten Mitgliedsverbindung untergebracht.

Anlässlich des Todes von Papst Benedikt XV. im Jahr 1922 beschloß der WCV eine achttägige Volltrauer und nahm mit Chargierten am Pontifikalamt im Dom teil. Auch nach der Hinrichtung des Freicorpskämpfers Albert Leo Schlageter (Falkenstein Freiburg/CV) am 26. Mai 1923 durch französische Truppen im besetzten Rheinland wurde für drei Tage Trauercouleur angelegt, ein Requiem gelesen und eine Trauerkneipe des WCV geschlagen.

Mit ihrem Publikationskommers am 3. November 1930 trat als fünfte Verbindung die Franco-Raetia zum WCV. Vorausgegangen waren in den Jahren 1922, 1926 und 1927 Beschlüsse des WCV-Ausschusses, die sich gegen eine Aufnahme der vormals Katholischen Bayerischen Landsmannschaft Rhaetia in den CV aussprechen. Erst als diese ihre landsmannschaftliche Begrenzung aufgab, konnte durch die Vermittlung Markomannias ein Stimmungsumschwung im Ortsverband herbeigeführt und der Eintritt in den CV erreicht werden. Seit Ende der 20er Jahre trat die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus auch im WCV immer stärker in den Vordergrund. Hatten die WCV-Verbindungen zwar 1928 in der Frage einer Zulassungsbegrenzung für jüdische Studierende an der Universität im Gegenzug für die Unterstützung ihres Kandidaten bei der Wahl zum Amt des 3. AStA-Vorsitzenden für einen entsprechenden Antrag des NSDStB gestimmt, ging der CV in den darauffolgenden Semestern doch deutlich auf Distanz zu den Nationalsozialisten, die ihrerseits v. a. die Zusammenarbeit mit dem Waffenring suchten. Als zu den Würzburger AStA-Wahlen im Dezember 1930 Alfons Ilg (Vindelicia München/CV) die Liste des NSDStB anführte, mußte der WCV die Frage klären, ob und wie cartellrechtlich gegen Ilg vorgegangen werden könne. Dieser wurde schließlich von seiner Urverbindung ausgeschlossen. Der WCV legte in einem weiteren Fall Protest ein, als bekannt wurde, daß ein Cartellbruder der Trifels in München in Couleur und NS-Parteiuniform Wahlwerbung betrieben hatte. Dennoch arbeiteten auch in Würzburg weiterhin einzelne Cartellbrüder im NSDStB mit, obwohl der CV als Verband im Jahr 1932 offiziell die Unvereinbarkeit einer Mitgliedschaft in der NSDAP oder einer ihrer Gliederungen beschlossen hatte. Auch zum 350. Universitätsstiftungsfest wurde die Distanz zum NSDStB spürbar, als der AStA unter Vorsitz von Norbert Riedmiller (Gothia) zwar ausnahmslos alle Korporationen jedoch nicht die politischen Gruppen einlud.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten mußte der CV diesen Standpunkt vorsichtig revidieren und der geänderten politischen Gesamtsituation soweit nötig Rechnung tragen. So fand anläßlich des zehnten Todestages Schlageters eine Gedenkstunde des WCV in der Stadthalle statt. Die Feier, an der die Würzburger Prominenz in großer Zahl vertreten war, wurde umrahmt von den Chargierten des WCV. Nach einer Begrüßung durch den Senior der Thuringia und Oberbürgermeister Theo Memmel (Adelphia Würzburg/DB) würdigte der deutschnationale Historiker Prof. Dr. Max Buchner (Aenania München/CV, Markomannia) in seiner Festrede ausführlich Leben und Sterben des CVers und Nationalsozialisten Albert Leo Schlageter. Die Veranstaltung klang mit dem Deutschlandlied aus. Im Juni 1933 veröffentlichte der WCV aber auch eine Gegendarstellung zur Aussage des Ältesten der Studentenschaft Alfons Ilg, der in einem Zeitungsartikel offen vor dem staatsgefährdenden Tun des CV gewarnt hatte. Bei den von der Studentenschaft anberaumten Veranstaltungen beteiligte sich der WCV aber in den folgenden Semestern wie die anderen Verbände auch geschlossen.

Mit der Einführung des Führerprinzips in den Verbindungen wurde der Philistersenior der Markomannia, Oberregierungsrat Josef Weigand, zum Vorsitzenden des WCV. Der WCV wurde jedoch als offizielle Vertretung der fünf CV-Verbindungen von der Studentenführung nicht anerkannt: „Auf das Schreiben vom 30. 11. 34 teilen wir Ihnen mit, daß für uns ein Würzburger C. V. nicht existiert. Wenn wir in Verhandlung treten, so kommen für uns lediglich die einzelnen Korporationen in Frage und nicht der Verband.“ Veranstaltungen des WCV mußten wegen der wachsenden Inanspruchnahme der Aktiven immer öfter verschoben werden oder entfielen ganz. Wie schwierig die Lage für die katholischen Verbände insgesamt geworden war, wird bei der letzten im Protokollbuch des WCV dokumentierten Sitzung am 29. November 1934 deutlich, als diese sich mit der ablehnend beantworteten Anfrage des CV hinsichtlich eines Zusammenschlusses mit KV und UV befaßte. Daß die Verbindungen des WCV trotz formaler Aufgabe des Konfessionalitätsprinzips im Januar 1934 an ihrer katholischen Ausrichtung festhielten, zeigt nicht nur die Anregung eines religiösen Abends des WCV mit dem katholischen Studentenseelsorger Dr. Johannnes Stelzenberger auf derselben Sitzung, sondern auch die selbstverständliche Teilnahme an der Fronleichnamsprozession.

Im SS 1935 wurde auf Anordnung von Verbandsführer Fritz Nonhoff der Neuaufbau von Ortsverbänden des CV durchgeführt, die offenbar mancherorts unter dem Druck der Studentenführungen nach 1933 zum Erliegen gekommen waren. Zu diesem Zweck wurde am 13. Mai 1935 eine überarbeitete Satzung des WCV verabschiedet. Als Leiter des Ortsverbandes wurde Verbandsführer Nonhoff der Rechtsanwalt Dr. Georg Haid (Markomannia, Franco-Raetia) vorgeschlagen. Dieser Satzung des „Ortsverbandes der Würzburger CV-Verbindungen“ zufolge wurde der Leiter des Ortsverbandes ermächtigt, nach Rücksprache mit den Vertretern der Verbindungen bindende Entscheidungen zu treffen. Trotzdem sollte die Geschäftsführung weiterhin einer turnusmäßig wechselnden, vorsitzenden Verbindung obliegen.

Infolge der Teilnahme fast aller (ehemals) katholischen Korporationen an der Fronleichnamsprozession im Juni 1935 kam es in Würzburg zum entscheidenden Schlagabtausch mit dem Würzburger Studentenführer Otto Kreppel (VDSt Würzburg, NSDStB), der darauf öffentlich jeder weiteren Zusammenarbeit eine Absage erteilte. Damit war das Weiterbestehen der katholischen Verbindungen an der Universität Würzburg nur noch eine Frage der Zeit. Als der Reichsführer des NSDStB und frühere CVer Albert Derichsweiler (Sauerlandia Münster/CV) auf dem Reichsparteitag der NSDAP im September 1935 die Unvereinbarkeit zwischen Studentenbunds- und Korporationsmitgliedschaft erklärte und den Verbänden offen drohte, beschlossen innerhalb weniger Wochen alle studentischen Akademikerverbände ihre Selbstauflösung. So tagte auch in Würzburg auf dem Haus der Markomannia am 27. Oktober 1935 eine außerordentliche Cartellversammlung, die die Auflösung des CV beschloß. Während für einen Teil der Waffenverbindungen noch die Chance blieb, in den NSDStB als Kameradschaften übernommen zu werden – diese wurden bereits zu Ende des WS 1935/36 ebenfalls aufgehoben – gab es für die anderen Verbindungen meist nur noch den Weg der raschen Suspendierung. Die Thuringia löste sich noch am Tag der Verbandsauflösung auf, Gothia folgte am 3. November, Cheruscia und Franco-Raetia gaben zum Ende des WS 1935/36 auf. Über das endgültige polizeiliche Verbot aller noch bestehenden Altherrenverbände katholischer Verbindungen am 20. Juni 1938 hinaus hielten nur Markomannia und die Unitas-Hetania einen Verbindungsbetrieb aufrecht. Aber auch in der Kriegszeit blieben die ehemaligen Aktiven und Alten Herren des Würzburger CV in engem persönlichem Kontakt.

Von der Wiedergründung bis heute

Bei der Zerstörung Würzburgs durch alliierten Luftangriff am 16. März 1945 kamen Tausende von Menschen ums Leben, Zehntausende verloren Hab und Gut. In den ersten Nachkriegsjahren konnte auch der Studienbetrieb an der Universität Würzburg nur schrittweise wieder in Gang gebracht werden. An die Gründung studentischer Verbindungen war anfangs nicht zu denken. Nachdem aber seit 1947 Altherrenvereinigungen von den amerikanischen Militärbehörden vereinsrechtlich lizenziert worden waren, versuchten diese auch ihre aktiven Verbindungen wieder aufzubauen. Als erster CV-Verbindung in Würzburg gelang dies der Gothia am 29. Juli 1947, es folgten kurz darauf im April 1948 die Markomannia, Thuringia und Cheruscia, die Franco-Raetia konnte sich erst im SS 1949 rekonstituieren. Jetzt schlug auch für den WCV die Stunde des Neubeginns. Am 23. Mai 1949 fand – auf Anregung Gothias – eine erste orientierende Besprechung zur Wiedererrichtung des WCV im „Schwarzen Walfisch“ statt. Schon kurz darauf, am 24. Juni 1949, wurde die Gründungssitzung des WCV abgehalten, erste vorsitzende Verbindung wurde nach Gründungsalter die Markomannia, erster Vorsitzender des WCV deren Alter Herr Otto Nägler. Der Wechsel des Präsidiums sollte zunächst von Semester zu Semester erfolgen, der WCV als Senioren-Convent unter Hinzuziehung von Altherrenvertretern im Bedarfsfall funktionieren. Wie früher sollten in den Sitzungen Fragen von gemeinsamem Interesse besprochen und WCV-Veranstaltungen durchgeführt werden. Neben der Koordinierung des Vorgehens gegenüber den akademischen Behörden sah der WCV seine Hauptaufgabe in der Wahrung seiner Interessen gegenüber den ebenfalls im Wiederaufbau begriffenen Waffenverbindungen und der KHG. Die deutschen Bischöfe lehnten damals noch die Wiedergründung eigenständiger katholischer akademischer Vereinigungen ab und bevorzugten die Zusammenarbeit aller katholischen Gruppen unter dem Dach der Hochschulgemeinden. Aus diesem Grund befürchteten die katholischen Verbindungen nicht zu Unrecht eine Vereinnahmung durch die KHG. Zur Wiedererrichtung eines KCC sollte Markomannia damals Kontakt mit KV und UV aufnehmen. Auch die Neugründung eines CV-Ortsphilisterzirkels wurde angeregt.

Auf Betreiben Gothias sollte dem WCV künftig nur beratende Funktion zukommen. Dennoch wurde die Erarbeitung einer neuen WCV-Satzung am 7. Juni 1950 beschlossen, die am 14. Februar 1951 in Kraft gesetzt wurde. Fast wortgetreu wurden die Zwecke des WCV aus der Satzung von 1925 übernommen. Die Dauer des Vorsitzes wurde wieder auf zwei Semester ausgedehnt, jede Verbindung hatte zwei Stimmen, den Vorsitz führte ein studierendes Mitglied der präsidierenden Verbindung. Neu war die Fassung des § 7, der die Möglichkeit des Ausschlusses einer Verbindung aus dem WCV durch das Ortsehrengericht vorsah, „wenn sie trotz Mahnung durch den Vorsitzenden sich den Bestimmungen und Beschlüssen des WCV böswillig widersetzt oder sich völlige Teilnahmslosigkeit gegenüber den Bestrebungen des WCV zu Schulden kommen läßt.“ Als es 1965/66 zum Streit über die Verbindlichkeit von WCV-Beschlüssen kam, die nach damaliger Satzung mit einfacher Mehrheit gefaßt wurden, stellte sich heraus, daß eine Bestätigung der Satzung durch den CV offensichtlich unterblieben war. In diesem Zusammenhang wurde vom CV auch der § 7 beanstandet und gestrichen, da ein Ausschluß aus einem Ortsverband bei fortdauernder Mitgliedschaft im CV sich selbst widerspräche.  Von Anfang an war man sich einig, in Prinzipienfragen zwar gegenüber den Behörden keinerlei Zugeständnisse zu machen. Allenfalls in formellen Punkten wollte man sich flexibel zeigen, um die Lizenzierung der aktiven Verbindungen nicht zu gefährden, die nach langen behördlichen Verhandlungen Ende 1949 erteilt wurde. An der Fronleichnamsprozession im Jahr 1949 beschloß man, wie andere katholische Verein, nur mit Schärpe und Fahne, aber in Couleur teilzunehmen. Im darauffolgenden Jahr wurde bereits Salonwichs getragen, ein Jahr später schon wieder in Vollwichs chargiert. Da der Senat der Würzburger Universität den Studenten das Tragen von Farben in der Öffentlichkeit bis 1951 strikt untersagte, sprangen ersatzweise Alte Herren für die Verbindungen als Chargierte ein. Auf diese Weise versuchte man, ebenso wie mit dem Tragen der Verbindungsfarben im Knopfloch durch die Aktiven, das Recht zum Farbentragen in der Öffentlichkeit schrittweise zurückzugewinnen. In einem Schreiben an den Rektor der Universität im Februar 1951 protestierte der WCV gegen das generelle Farbenverbot. Obwohl der WCV Kompromisse jeder Art ausdrücklich ablehnte, zeigen die Diskussionen in den Verbindungen, daß an eine Wiederherstellung eines „Couleurzwangs“ wie in den 20er Jahren im Nachkriegsdeutschland nicht gedacht wurde. Schließlich beschränkte der Senat noch im Lauf des Jahres das Farbenverbot auf den Universitätsbereich. Faktisch wurde auch das universitäre Farbenverbot schon bald nicht mehr beachtet, denn die farbentragenden Verbindungen kamen zum Universitätsstiftungsfest im Jahr 1953 wie selbstverständlich wieder in Couleur. Hintergründe für diese restaurative Entwicklung waren außer einer sich wandelnden Einstellung der Universitätsleitung, der selbst eine ganze Reihe Alter Herren als Professoren angehörten, auch der enorme Aufschwung des Korporationswesens in den 50er Jahren. Innerhalb des WCV einigte man sich in der Frage des öffentlichen Farbentragens im SS 1953 auf den Beschluß, an den Wochenenden – insbesondere mit Blick auf den sonntäglichen Meßbesuch – wieder für alle Aktiven verpflichtend das Tragen der Vollcouleur einzuführen. Diese Regelung hatte im WCV bis zum SS 1968 Bestand. Der Versuch des WCV, im Jahr 1960 wieder wie früher einen sonntäglichen Bummel im Hofgarten einzuführen, scheiterte dagegen an mangelnder Teilnahme. Seit den 80er Jahren veranstalteten WCV bzw. ICC wiederholt Couleurtage an der Universität. Das Tragen von Zipfeln an der Universität als selbstverständliches Bekenntnis ihrer Korporationszugehörigkeit ist heute nurmehr bei einem Teil der Verbindungen üblich. 1950 war der WCV zwar noch gegen die Durchführung gemeinsamer Veranstaltungen, doch schon im SS 1951 fand zunächst eine WCV-Fuchsenstunde sowie im WS 1951 ein erster WCV-Ball in den Huttensälen statt, der heute als Winterball den Höhepunkt des Jahresprogramms darstellt. Im Jahr 1952 sprach sich der WCV-Ausschuß sogar für die Abhaltung monatlicher Veranstaltungen aus. Im SS 1953 wurde unter dem Präsidium von Heribert Beike (Markomannia) erstmals wieder einWCV-Kommers geschlagen, vom WS 1953/54 an wurden gemeinsame Gottesdienste gefeiert und Alter Herr Ernst Veth (Markomannia) zum WCV-Seelsorger ernannt. Auch die Freundschaftsgeste der gegenseitigen Teilnahme an Kneipen und Stiftungsfesten wurde wieder aufgenommen. Der Vertiefung des religiösen Lebens in den Verbindungen des WCV sollten seit 1955 Einkehrtage dienen, die seit 1961 in Form von WCV-Tagen stattfanden.

Nach dem Krieg hatten zahlreiche Verbindungen der ehemals deutschen Universitäten im Osten ihre Heimat verloren. Die Anfrage der aus Prag kommenden Saxo-Bavaria hinsichtlich ihrer Rekonstitution in Würzburg wurde vom WCV im Dezember 1951 ablehnend beschieden. Dagegen wurde das Gesuch von Ferdinandea-Prag, die zunächst in Bamberg wiederentstanden war und heute in Heidelberg beheimatet ist, nach der Möglichkeit einer Sitzverlegung im Juli 1952 einhellig befürwortet. Am 12. Mai 1980 wurde aufbauend auf den Verbändeabkommen zwischen CV und dem Technischen Cartellverband (TCV) an den Fachhochschulen die Assoziierung der KDStV Guelfia mit dem WCV beschlossen, am 6. November 1990 folgte die Einbeziehung der KTV Grenzmark zu Schweinfurt in den Vertrag. Zu den Würzburger Waffenverbindungen wurden Anfang der 50er Jahre vorsichtig offizielle Kontakte, wie mit der Einladung des Waffenrings zum WCV-Kommers im SS 1953, geknüpft. Gemäß WCV-Beschluß vom 23. Februar 1954 wurden direkte Kontakte zu Waffenverbindungen in Form gemeinsamer Veranstaltungen jedoch ausdrücklich untersagt. Dem im WS 1952 gegründeten ICC trat der WCV anfangs zwar bei, schied jedoch ein Jahr später wegen des Protests der KHG wieder aus. Schon im darauffolgenden Jahr wurden wieder Kontakte zur Durchführung eines Kommerses zum 379. Universitätsstiftungsfest aufgenommen. Die Leitung erhielt die präsidierende Verbindung im WCV Thuringia, Festredner war ein Alter Herr aus dem Waffenring.

Die Beziehungen der katholischen Verbindungen zur KHG entwickelten sich seit Anfang der 50er Jahre zunehmend negativer. Waren die Verbindungen zwar gleichberechtigt im Seniorenkonvent der KHG als katholische Gruppen vertreten und beteiligten sich die Verbindungen nicht zuletzt durch die Gestaltung von Gottesdiensten aktiv am Gemeindeleben, wuchs die Ablehnung aus der KHG gegenüber den als elitär empfundenen Verbindungen immer stärker an. Den Gemeindemitgliedern blieben die inneren Abläufe der Verbindungen fremd, die Verbindungen selbst fürchteten, ihre Eigenständigkeit zugunsten eines Engagements in der KHG zu gefährden. Dennoch nahmen die CVer weiterhin in Couleur an den Veranstaltungen der KHG teil. 1968 kam es zum offenen Bruch mit der immer stärker von Linkskatholiken dominierten KHG, die in einer basisdemokratischen Gemeindereform die bis dahin satzungsmäßig garantierte gleichberechtigte Beteiligung aller studentischen Gruppen abschaffte.

Zu den AStA-Wahlen traten, wie in den 20er Jahren, wieder regelmäßig Vertreter des Würzburger CV an und trugen durch ihr Engagement auf diese Weise erheblich zu einem korporationsfreundlichen Klima in der Studentenschaft bei. Das Amt des 1. AStA-Vorsitzenden bekleideten u. a. 1948 Hermann Zürrlein (Markomannia), 1950 Franz Gerstner (Thuringia, Markomannia), 1959 Walter Simonis (Cheruscia) und 1967 Michael Stanislaus (Markomannia). Mit Thomas Michel (Thuringia) 1973 und Michael Rutz (Thuringia) 1975 gelangten vorläufig zum letzten Mal CVer an die Spitze der Würzburger Studentenschaft. Seit Anfang der 60er Jahre rückte die interkorporative Zusammenarbeit stärker in den Vordergrund, auch wenn immer wieder Rückschläge zu verzeichnen waren: In dem 1961 auf dem Cheruskerhaus unter Beteiligung fast sämtlicher Korporationen erneuerten ICC übernahm der WCV-Vorsitzende Gert Hüttmann (Cheruscia) den Vorsitz. Obwohl es seit 1963 immer wieder zu Kontroversen in der Frage des Deutschlandliedes gekommen war, konnte eine Spaltung des ICC vorerst vermieden werden. Beim Universitätsstiftungsfest im Jahr 1965 kam es deswegen schließlich zwischen Waffen- und katholischen Verbindungen zum Eklat, da die Waffenverbindungen auf dem Singen aller drei Strophen beharrten, während die katholischen Verbindungen sich auf den Standpunkt des Senats und des Rektors stellten, lediglich die dritte Strophe zu singen. Im Zuge der Beratung einer verbindlichen ICC-Satzung kam es dann Ende 1965 zum Ausscheiden von Gothia, Cheruscia und Franco-Raetia sowie dem gesamten Würzburger KV aus dem ICC. Diese drei CV-Verbindungen setzten mit ihrer Mehrheit im WCV den Beschluß durch, jeden Kontakt zum ICC abzubrechen und regten stattdessen einen Zusammenschluß aller zwölf katholischen Verbindungen als KCC an. Der KCC kam tatsächlich zustande und richtete im Mai 1966 einen gemeinsamen Kommers aus. Der KCC sollte dazu dienen, die gemeinsamen Interessen gegenüber dem ICC zu bündeln. Markomannia, die sich weigerte den ICC zu verlassen, zweifelte hingegen die Rechtmäßigkeit von Beschlußfassungen des WCV mit einfacher Mehrheit und damit deren bindende Wirkung an. Tatsächlich stellte sich heraus, daß die WCV-Satzung aus dem Jahr 1951 nicht CV-Recht entsprach und offenbar auch bei seiner Verabschiedung nicht dem CV-Rat zur Prüfung vorgelegt worden war. Eine Neufassung der WCV-Satzung wurde am 9. Juni 1967 angenommen und dem CV zur Prüfung zugesandt. Vor allem wurde die Einhaltung einer 4/5-Mehrheit für gemeinsame Beschlüsse verankert, der Ausschuß wurde neben dem aktiven Senior und einem Mitglied des Altherrenvorstandes um jeweils einen inaktiven Burschen erweitert. Seit dem WS 1966/67 arbeitete der WCV nach Erzielen einer Einigung mit den Waffenverbindungen wieder wieder geschlossen im ICC mit.

Vom WS 1967/68 an rückten zunehmend hochschulpolitische Themen auch im WCV in den Vordergrund, und mit Sorge wurde im WCV der rapid schwindende Einfluß der Korporationen an der Hochschule wahregnommen. Auf Initiative des Präsidenten des Studentenparlaments, Hans Hablitzel (Cheruscia), wurde, um einer Politisierung des ICC entgegenzuwirken, unter dem Namen „Würzburger Studentenunion“ (WSU) Anfang 1968 eine Liste der korporierten Studentenschaft ins Leben gerufen. Diese erzielte bei den Hochschulwahlen im SS 1968 auf Anhieb neun von 21 Sitzen, drei der Listenmitglieder kamen dabei aus dem WCV. Ähnlich wie die nichtkorporierte Studentenschaft gerieten aber auch die Verbindungen seit 1968 immer stärker in den Sog der Studentenbewegung und stellten grundlegend sich selbst und ihre überkommenen Prinzipien und Traditionen in Frage. So löste sich der ICC im Streit um die als zeitgemäß angesehene Form eines Universitätskommerses im SS 1969 selbst auf. Im WCV erklärten 1968 Gothia, Cheruscia und Franco-Raetia ihre Absage zur Fronleichnamsprozession, im Jahr 1969 war Markomannia als einzige Verbindung mit Chargierten bei der Prozession vertreten. Erst 1972 wurde auf Schreiben der Markomannia an das Ordinariat wieder die offizielle Teilnahme an der Prozession gestattet.

Wegen der enttäuschenden Resonanz auf den WCV-Kommers im Jahr 1969 sollte auch dieser künftig entfallen. Im WS 1969/70 sahen sich Gothia, Cheruscia und Franco-Raetia weder willens noch personell in der Lage, den WCV-Vorsitz zu übernehmen, so daß Thuringia den Vorsitz vorläufig weiterführte. In einer Grundsatzdiskussion um Sinn und Zweck des WCV, wurde damals lediglich noch „das nähere Kennenlernen der Cartellbrüder“ als tragende Idee angesehen.

Als Veranstaltungen des WCV wurden damals v. a. Vorträge zu gesellschafts- oder allgemeinpolitischen Themen angeboten. Im SS 1970 sprach der Oberbürgermeister der Stadt Würzburg, Dr. Klaus Zeitler, beim WCV über „Kommunalpolitische Probleme einer Universitätsstadt“. Das neuartige Experiment, durch einen festlichen Abend des WCV im Saal des Staatskonservatoriums mit dem bayerischen Staatsminister Dr. Fritz Pirkl (Gothia Erlangen/CV) unter dem Motto „Der CV – Progressive Mitte an der Universität Würzburg“ an die Öffentlichkeit zu treten, mißlang gründlich: Nur wenige der geladenen Vertreter von Universität, Stadt und Kirche waren erschienen und auch die Presse kommentierte die Veranstaltung ausgesprochen negativ, während noch wenige Jahre zuvor die WCV-Kommerse von zahlreichen Ehrengästen besucht und in den Zeitungen gewürdigt worden waren.

Um in der aktuellen studentischen Debatte nicht den Anschluß zu verlieren, wurden hochschulpolitische Abende veranstaltet und die Bildung eines hochschulpolitischen Ausschußes des WCV beschlossen, der jedoch nicht zustande kam. Im WS 1973/74 versuchte der Vorsitzende des WCV, Wolfgang Rösser (Markomannia), den Ortsverband aus seiner anhaltenden Lethargie zu reißen und wieder korporationsstudentische Akzente zu setzen: Für einen WCV-Kommers auf dem Markomannenhaus konnte er den Chefredakteur der Tageszeitung „Die Welt“, Dr. Herbert Kremp (Tuiskonia München/CV), gewinnen und hoffte auf diese Weise, wieder zahlreiche Cartellbrüder anzuziehen. Das Echo auf den Kommers war im WCV jedoch enttäuschend, und Markomannia legte vorübergehend demonstrativ den WCV-Vorsitz nieder. Als aus den anderen WCV-Verbindungen die Bitte um eine Fortführung des Vorsitzes geäußert wurde, nahm Rösser das Amt wieder auf und regte die Diskussion um eine neuerliche Überarbeitung der WCV-Satzung an. Die noch heute gültige Fassung wurde im selben Jahr verabschiedet und enthielt v. a. organisatorische Vereinfachungen. Im Amtsjahr 1993/4 wurde wieder die Teilnahme des Seniors als Aktivenvertreter verankert.

Bei der Wiedergründung des ICC am 6. Mai 1974 beteiligten sich vom WCV zunächst nur Markomannia und Franco-Raetia, die anderen drei Verbindungen folgten jedoch bald darauf. Außer der Gothia, die wegen eines erneuten Streits um das Singen des Deutschlandsliedes schließlich wieder austrat, tragen die anderen vier CV-Verbindungen den ICC bis heute wesentlich mit und stellen darin mit vier Verbindungen die größte Gruppe eines Dachverbandes.

Seit Mitte der 70er Jahre gelang dem WCV eine allmähliche Konsolidierung und der allmähliche Neuaufbau eines festen WCV-Programms. Im Oktober 1979 chargierten die katholischen Verbindungen zur Inthronisation von Bischof Dr. Paul-Werner Scheele (Markomannia). Die Anschaffung einer WCV-Standarte wurde 1981 zwar abgelehnt, zeigt aber die erneute Hinwendung zu traditionellen studentischen Formen. Auch die Mitgliederzahlen entwickelten sich in den 80er Jahren bei den einzelnen CV-Verbindungen ausgesprochen positiv und trugen zu einem gestärkten Selbstbewußtsein in der Öffentlichkeit bei. Seit 1987 wurden auf Anregung des damaligen OVV Peter Süß (Cheruscia) ein Neujahrsempfang und eine konzertante Serenade im Gartensaal der Residenz in das Jahresprogramm aufgenommen. Von 1989 an fanden die Winterbälle des WCV im Kongreßzentrum statt und konnten damit ihre Anziehungskraft erheblich steigern. Sportlicher Höhepunkt ist das in jedem Sommer veranstaltete Fußballturnier des WCV mit der Verleihung eines Wanderpokals.

Auf dem Hintergrund gewaltsamer Ausschreitungen in den neuen Bundesländern im Jahr 1992 rief auch der WCV zur Teilnahme an der Großdemonstration in Würzburg gegen Ausländerfeindlichkeit auf und verbreitete die von Markomannia initiierte und vom CV übernommene Resolution „Gegen Radikalismus und Rassismus – Für Recht und Freiheit“. Eine bewußt verfälschende Darstellung der Mainpost in Berufung auf eine Pressemitteilung des OVV über angeblich rechtsradikale Tendenzen in Würzburger schlagenden Verbindungen führte zu scharfen Reaktionen des Waffenrings gegenüber dem WCV und dem Rücktritt des amtierenden OVV. Im WS 1993/4 wurde unter dem Ortspräsidium der Markomannia ein Kommers aus Anlaß des Tags der deutschen Einheit verbunden mit der Europäischen Kartellverbandsversammlung in Würzburg geschlagen. WCV-Seelsorger Günter Putz (Markomannia, Cheruscia, Walhalla/KV) wurde zum Dank für seine 10jährige Tätigkeit mit einer mit Farbmotiven der WCV-Verbindungen bestickten Stola geehrt. Im Amtsjahr 1998/9 übernahm erstmals in der Geschichte des WCV ein gemeinsam von allen fünf CV-Verbindungen getragenes Vorortspräsidium den Vorsitz im Gesamtverband unter dem Motto: „Der Freundschaft verpflichtet – Im Glauben verbunden“. Damit will der Würzburger CV alle Cartellverbindungen Deutschlands aufrufen, sich in Treue zu den Prinzipien und furchtlos den Aufgaben der Zukunft zu stellen. Im Jahre 2002 konnte der WCV stolz den 50. Jahrestag seiner Wiedergründung im Jahr 1949 feiern. Auf der Cartellversammlung in Dresden 2004 wurde die bereits vorher an den WCV angegliederte K.D.St.V. Guelfia in den Cartellverband aufgenommen.

Zit. n. Bernhard Grün: Der Würzburger Cartellverband (WCV), in: Zwischen Korporation und Konfrontation,
(Hg.) Bernhard Grün, Johannes Schellakowsky, Matthias Stickler, Peter A. Süß. Köln (1999), S. 232 – 249.

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