Risikomanagement in Lieferketten

Beitrag am Samstag Abend: Wie steht es um das Risikomanagement in den Lieferketten deutscher Unternehmen? Diskussion der BME-Logistikstudie 2020: Supply Chain Risk Management

Unter diesem Titel hatte ich die Freude die Logistikstudie 2020 des Bundesverbands Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME) auf dem digitalen Gothenstammtisch am 12.12.2020 vorzustellen und zu diskutieren. Hintergrund waren Fragen wie „Welchen Stellenwert hat Supply Chain Risk Management in den Unternehmen? Wie gut waren/sind Unternehmen auf plötzlich auftretende Krisen wie die COVID-19-Pandemie vorbereitet?“ Im Rahmen meiner Tätigkeit beim BME haben Prof. Michael Huth von der Hochschule Fulda 2019 und ich eine Studie konzipiert und wurden von der Wirklichkeit im Frühjahr 2020 eingeholt. Daher haben wir einen kleinen Bezug zu Corona ergänzt.

Insgesamt haben sich 214 Unternehmensvertreter an der Studie beteiligt, 64% davon aus dem Bereich SCM/Logistik/Einkauf und 25% aus den Bereichen Risikomanagement oder Geschäftsführung. Branchenspezifische Schwerpunkte gab es nicht. Die Fragestellung lautete dabei: Welchen Stellenwert und Reifegrad hat das SCRM in den Unternehmen und welche Stärken, Schwächen und Verbesserungspotentiale werden offensichtlich? Dabei gehen wir auch auf die Hauptprozesse im Supply Chain Management nach dem SCOR-Modell ein.

Ein durchgängiges (Supply Chain) Risk Management (SCRM) über die gesamte Lieferkette ist bisher nur in wenigen Unternehmen etabliert. Eine eigene und selbstständige Organisationseinheit für SCRM ist nur in knapp 21% der befragten Unternehmen vorhanden. Trotzdem sind 55% mit der Wirksamkeit des SCRM zufrieden oder sehr zufrieden. Risiken bzw. Ereignisse werden offensichtlich in den Unternehmen schon gemanagt und es wird vorgesorgt; nur eben in Silos und nicht durchgängig, unternehmensübergreifend und abgestimmt. Dies sind die Kernaussagen der BME-Logistikstudie 2020.

Die Antworten auf die ergänzten „Coronafragen“ haben uns allerdings überrascht. So berücksichtigen rund zwei Drittel der befragten Unternehmen das Ausbrechen einer Pandemie (externer Link) bisher nicht als Risikofaktor. Von den Unternehmen, die eine solches Szenario in ihrem SCRM berücksichtigen, haben wiederum nur ein Viertel, das sind ca. 8% aller befragten Unternehmen, auch einen Maßnahmenplan für den Fall des Eintretens einer Pandemie entwickelt. Das ist schon deshalb erstaunlich, da die Corona-Krise nicht als schwarzer Schwan bezeichnet werden kann. Epi- und Pandemien treten regelmäßig auf; alleine für die 2000er-Jahre sei an MERS und SARS erinnert. So wird beispielsweise bereits 2012 in einer Unterrichtung durch die Bundesregierung eine Risikoanalyse ‚Pandemie durch Virus Modi-SARS(externer Link) durchgeführt und dokumentiert, bei der – ausgehend von einem fiktiven neuartigen Corona-Virus – die Auswirkungen auf Politik, Gesellschaft und Wirtschaft untersucht werden. Die Risikoanalyse kommt zu dem Schluss, dass ein solches Szenario zwar nur bedingt wahrscheinlich sei, das Schadensausmaß in vielen Bereichen, so insbesondere auf die Volkswirtschaft, dagegen erheblich sei (höchste Stufe E).

Weitere Ergebnisse und auch die abgeleiteten Handlungsempfehlungen für Unternehmen können im pdf zur Studie hier (externer Link) heruntergeladen werden. Ein Interview mit Prof. Huth und mir zum Thema SCRM und zur Studie kann hier (externer Link) angesehen werden.

Mir bleibt abschließen nur zu sagen, dass die Online-Stammtische eine großartige Reaktion auf die aktuell leider nötigen Beschränkungen sind. Gleichzeitig bietet jede Veränderung eine Chance und ich empfehle, auch zukünftig die nun erhöhte Akzeptanzrate für Online-Formate zu nutzen. Nicht jeder Bundesbruder kann zu einem interessanten Vortrag unter der Woche nach Würzburg kommen oder ihn vor Ort halten. Ich selbst hätte zu normalen Zeiten wohl nicht angeboten mich so einzubringen. Warum nicht in der Zukunft zusätzlich einen Stream anbieten und bei Vorträgen hybrid fahren? Ich halte das für eine große Chance „verschollene“ Bundesbrüder, siehe mein Beispiel, wieder zu aktivieren. Mir hat es jedenfalls Spaß gemacht!

Autor: Bbr. Carsten Knauer

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