Anton-Betz-Straße in Düsseldorf

Die Landeshauptstadt Düsseldorf ehrte 2005 Bundesbruder Anton Betz (1893-1984) mit der Vergabe eines Straßennamens im Stadtteil Bilk. Anton Betz ist sicherlich einigen älteren Gothen noch persönlich gut in Erinnerung. Aufgrund seiner Verdienste um die Verbindung erhielt er im Juli 1973 auf dem Gothenhaus das Band bene merenti aus der Hand des damaligen Philisterseniors Wolfgang Goll verliehen.1,2 Es war ihm von speziellem Wert, da er es von „Gleichgesinnten“ entgegennahm, so seine Dankesrede. Die Düsseldorfer Straßenbenennung knapp 20 Jahre nach seinem Tod mag jedoch nur aufmerksamen Bundesbrüdern vor Ort noch bekannt sein. Neben dem standhaften Ernst Döhling (1881-1953) in Würzburg ist Anton Betz damit ein weiterer Bundesbruder, dem diese hohe zivile Ehrung zuteil wurde, die für die Öffentlichkeit weitaus nachhaltiger präsent ist als verliehene Orden und Ehrenzeichen. Die Hintergründe sollen hier kurz erwähnt werden.

Der Saarländer Anton Betz wurde 1893 im damals noch bayerischen St. Ingbert geboren. Sein Vater war Obermeister im örtlichen Drahtwerk.3-5 Das Abitur Im Sommer 1914 in Rosenheim verdankte Anton wohlwollenden kirchlichen Freunden und Unterstützern. Ab dem Herbst 1914 immatrikulierte er sich an der Universität Würzburg in den Fächern Recht und Politikwissenschaft. Nach kriegsbedingter Pause ab Dezember 1914 setzte er seine Studien schließlich 1920 in Freiburg fort und promovierte 1924 in Bonn. Schon vor dem 1. Weltkrieg war Bbr. Betz mit dem Journalismus in Kontakt gekommen. Mit Talent und organisatorischem Geschick ausgestattet, entwickelte sich seine berufliche Karriere nun rasch in diesem Sektor: 1923 Chefredakteur und Verlagsleiter der Saar-Zeitung in Saarlouis, 1930 Geschäftsführer und Verlagsdirektor des größten süddeutschen Verlags Knorr & Hirth (u.a. Münchner Neuesten Nachrichten), 1931 Vorstand des Reichsverbandes der Deutschen Zeitungsverleger. Aufgrund seines offenen Wiederstandes gegenüber der NS-Ideologie und deren Gleichschaltungspolitik bezüglich der Presse wurde Bbr. Betz schon im März 1933 vom gerade neu ernannten Münchner Polizeipräsidenten Himmler für mehrere Monate in Schutzhaft genommen. Er verlor seine Anstellung und wurde mit einem Berufsverbot belegt. Erst nach dem 2. Weltkrieg besann man sich wieder auf ihn. Erneut legte er Grundsteine, wurde journalistisch und verlegerisch wegweisend und politisch prägend: als Mitgründer der Rheinischen Post (1946), der Deutschen Presseagentur (Vorsitzender 1947-1951) und der katholischen Nachrichtenagentur (1952), Präsident des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger (1963-1967), Gründungsmitglied der CDU Düsseldorf und Rheinland (1945) und Düsseldorfer Stadtverordneter (1946-1964). Anton Betz‘ Tochter Esther ist heute noch Ehrenherausgeberin der Rheinischen Post.

Bei Gothia wurde Bbr. Betz am 8. Juni 1916 mitten im 1. Weltkrieg „in der Feldstellung“ von seinem Saarländer Freund und Kameraden Bbr. Johannes Kremp rezipiert und 1917 nach seiner Ernennung zum Leutnant d.R. auf einem Heimaturlaub geburscht.2 Eine bemerkenswerte Situation, hatten doch die Würzburger CV-Verbindungen damals praktisch kein funktionierendes Verbindungsleben mehr und beschlossen, für die Zeit des Kriegs auf das Couleurtragen zu verzichten. Richard Baumann notiert dazu in seiner Gothengeschichte, dass sich gerade diese, in außerordentlicher Zeit rezipierten Bundesbrüder „ihrer Gothia“ später sehr eng verbunden fühlten. Kam es doch in jenen bitteren Zeiten der Not und Bedrängnis auf eine verlässliche Freundschaft und gelebte Prinzipien im Bund besonders an. Bbr. Betz spendierte seiner Gothia vom ersten Leutnantsgehalt dann auch gleich einen Teil zur Erstellung der damaligen Kriegsberichte für die verstreuten Bundesbrüder. Auch später blieb er seiner Gothia treu und stand ihr stets hilfsbereit zur Seite. Die auf der Frontseite der GOTHIA für das Sommersemester 2019 abgebildete Nr. 10 von Ostern 1925 zeigt als Druck- und Verlagsort die Saar-Zeitung in Saarlouis, wo Bbr. Betz sich als Verlagsdirektor neu der Herausgabe annahm. Wahrscheinlich konnte er auch günstige Konditionen erwirken. Die Ausgabe vom 1. August 1923 hatte noch inflationäre 2 Millionen RM gekostet.2 Auch nach dem 2. Weltkrieg hatte das Wirken von Bbr. Betz einen wesentlichen Anteil beim Wiederaufbau des jetzigen Verbindungshauses. Testamentarisch vermachte er seiner Gothia nochmals eine kleine Dotation.

„Anton Betz war eine der bedeutendsten und einflußreichsten Persönlichkeiten der deutschen Pressegeschichte nach 1945,“ urteilt das Portal Rheinische Geschichte knapp über Bbr. Betz.4 Seine Wahlheimat Düsseldorf ehrte ihn für seinen Mut und seine Zivilcourage. Für seine Gothia ist er ein Vorbild gelebter Prinzipien, die er nie aus den Augen verlor und für die er nötigenfalls auch standhaft eintrat.

Quellen:
1 Malte Werner (2005). Anton-Betz-Straße eingeweiht, in: Rheinische Post, https://rp-online.de/.
2 Richard Baumann. Gothia sei‘s Panier. 100 Jahre KDStV Gothia zu Würzburg im CV 1895-1995; Würzburg 1995.
3 Internetportal Wikipedia (Anton Betz, Rheinische Post, Esther Betz, Münchner Neueste Nachrichten), https://de.wikipedia.org/wiki/.
4 Christoph Kaltscheuer. Anton Betz, in: Internetportal Rheinische Geschichte, http://www.rheinische-geschichte.lvr.de/.
5 Peter Henkel (2005). Dr. Anton Betz (1893-1984). Ein Verleger in vier Epochen. Geschichte im Westen (GiW) Jg. 20, S. 49-63. Internetseiten abgerufen am 12.07.2019, Adressen platzbedingt verkürzt.
Bild: Ulrich Horn – Archiv Rheinische Post, Düsseldorf (Wikipedia), CC BY-SA 3.0 de, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en

Autor: Bbr. Jürgen Bohlender

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