22. Gothenreise nach Burgund

Die 22. Gothenreise vom 12. bis 18. Juni 2017 war als Kultur- und Genussreise angekündigt. Und sie war es auch. Sie führte in einen Landstrich, der auf Grund seiner geschichtlich bedeutenden Vergangenheit, seiner klimatischen und landschaftlichen Gegebenheiten ein reiches Kulturerbe und vielerlei Gaumenfreuden entwickeln und bewahren konnte: Burgund.

Schon unser Standort, das Hotel Chateau de Chailly, etwa 45 km südwestlich von Dijon gelegen, eine typische französische Schlossanlage mit guter Küche, entsprach dem Thema. Und es lag günstig im Herzen Burgunds und war so der ideale Ausgangspunkt für unsere Erkundungsausflüge zu Kunsterlebnissen und regionalen Köstlichkeiten.

Die Altstadt von Dijon mit ihren prachtvollen Wohnbauten, ihren Kirchen und vor allem dem repräsentativen Herzogsschloss lässt den früheren Reichtum und die Macht dieser Herzogskapitale erkennen und deren Geschichte lebendig werden. Beeindruckt standen wir vor der Fassade der Kirche „Notre Dame“ mit ihren zarten Säulenreihen und den rein der Dekoration dienenden Wasserspeiern, die in drei Reihen angebracht sind.

In Beaune bewunderten wir das Hotel-Dieu, jenes Hospital aus dem 15. Jahrhundert mit seinen farbig glasierten Dachziegeln, seinem vollendeten Fachwerk und den harmonischen Arkaden. Der für mittelalterliche Verhältnisse moderne Krankensaal mit seinen Bettreihen entlang der Seitenwände ähnelt einem Kirchenraum und schließt auch mit einer Kapelle ab. Für diese hat Roger van der Weyden sein berühmtes „Jüngstes Gericht“ gemalt, das man in einem gesonderten Raum besichtigen kann.

Natürlich haben wir an der Cote d´ Or und im Maconnais bei den täglichen Weinproben auch die edlen Weine der Region verkostet, so in Marsannay, in Pommard, in Pierreclos, aber auch in Chablis und den „gelben Wein“ in Arbois in der Franche-Comté. Die Clos-Vougeot-Weine aus dem von den Zisterziensern angelegten Spitzenweingut haben wir lieber in den Eichenfässern belassen.

Die abendlichen Menüs waren köstlich, vor allem das in dem Gourmet-Restaurant „Le Jardin de Remparts“ in Beaune.

Und dann das Burgund der Klöster: Ausgangspunkt der clunyazensischen Reformen und Gründungsgebiet der Zisterzienser!

Auch wenn von den Klosterbauwerken Clunys nur ein kleiner Teil in die Gegenwart gerettet werden konnte, steht man dennoch voller Ehrfurcht vor diesen immer noch gewaltigen Resten, die erahnen lassen, wie mächtig diese Abtei als einer der Mittelpunkte klösterlichen und christlichen Lebens einst war.

Von den Zisterzienserklöstern ist die Abtei von Fontenay sehr gut erhalten. Einsam in einem romantischen Flusstal gelegen, von alten Wäldern umgeben, atmet diese geschlossene Klosteranlage noch heute den Geist der Zisterzienser. Hier konnten wir Romanik pur und frühe Gotik in der Klosterkirche, dem Kreuzgang und den für den klösterlichen Alltag notwendigen Gebäude erleben. Schönheit in Einfachheit überzeugte.

Einer der Höhepunkte unserer Reise war Vézelay. Wenn auch der Aufstieg vom Busparkplatz den Bergrücken hinauf bis zur Basilika für manchen etwas beschwerlich war, die Mühe hat sich gelohnt. Der durch seine Größe, seine Höhe, seine klare Gliederung, seinen einheitlichen Stil beeindruckende, lichtdurchflutete Kirchenraum birgt in den Kapitellen seiner Säulen einen kunsthistorischen Schatz höchster Steinmetzqualitätsarbeit. Dazu das Tympanon in der Vorhalle: ebenfalls ein Kunstwerk der Extraklasse.

Burgund bietet außer Wein auch noch andere regionale Spezialitäten.

So konnten wir in Nuits-Saint-Georges das Cassissium besichtigen. Dort wird aus den schwarzen Johannisbeeren der köstliche Cassis gewonnen. Dieser ergibt mit dem Aligotéwein oder einem trockenen Weißwein vermischt den Kir, mit Champagner den Kir Royal.

In  Beaune wurden wir in der letzten in Familienbesitz befindlichen Senffabrik in die Geheimnisse der Senfarten eingeweiht. Wir erfuhren, dass Dijon-Senf kein geschütztes Warenzeichen ist und daher von jedem hergestellt werden kann. Geschützt ist dagegen die Bezeichnung „Moutarde de Bourgogne“, der nur aus schwarzen Senfkörnern hergestellt werden darf, die in Burgund gewachsen sind. Für den Dijon-Senf werden in der Regel aus Kanada importierte Senfkörner verwendet.

In Poligny in der Franche-Comté besuchten wir ein Käsehaus. Dort wird der berühmte Hart-Rohmilchkäse, der „Comté“ in riesigen Rädern produziert und während der Reifezeit gelagert.

Es gäbe noch eine ganze Menge über diese erlebnisreiche und sehr bereichernde Fahrt zu erzählen, so über die Abteikirche St. Philibert in Tournus, über die Le Corbusier Kirche in Ronchamp, die wir auf der Hinfahrt besichtigten, über den Felsgrat von Solutré usw., doch ich will jetzt zum Ende kommen.

Auch bei dieser Reise hat sich eine homogene, harmonische, disziplinierte und fröhliche Gruppe gefunden, die sich gut verstanden und in voller Eintracht die gemeinsamen Tage, auch das Zusammensein überhaupt genossen hat.

Diese schönen Tage haben uns unser Bundesbruder Eberhard Gräf und seine Gattin Bernhild ermöglicht, die diese Reise wieder hervorragend organisiert haben. Ihnen gilt  der Dank aller Mitreisenden.

Gothenreise nach Burgund 2017

Der Wein adelt auf seine Weise
Die Tage der Burgunderreise.
Täglich wurde hier den Gothen
Wein aus der Region geboten.
Auf´s Material war stets Verlass:
Der Wein kam aus ´nem Eichenfass.
Mal war er bitter, auch mal kräftig,
Mal kurz, im Abgang selten heftig.
Bei hundert Euro fängt der an,
Der, den man nicht probieren kann.
Ob gelb, weiß, rosa oder rot:
Es war ein farbig´ Angebot.
Nach all den Proben fest mir stand:
Verachtet nicht das Frankenland.
Erfreulich war´s für mich zu hören:
„Lass ja Dich von dem Tod nicht stören;
Denn Du kannst bis in hundert Jahren
Den gelben Wein gut aufbewahren.
Trinkst Du ihn dann, welch ein Genuss!“
Und den man sich erhalten muss.
Die Gruppe aß stets mit viel Lust,
Doch klein beim Speisen blieb der Durst;
Denn wer der Weinkart´ Preise kannte,
Den Durst aus seiner Kehl´ verbannte.
G´stopfte Leber, Spargelspitzen,
Orangensauce in Bratenritzen,
Vom Charolaisrind ein Filet,
Linsen, Wurst, ´ne Consommé
Dies alles gab´s und noch viel mehr,
So auch ´nen Steinbutt aus dem Meer.
Und zwischendurch gab´s auch Kultur,
Romanik, Gotik ziemlich pur.
Ein machtvoll Kloster, jetzt Fragment:
Cluny, dessen Reform man kennt.
Ein armes Kloster, gut erhalten,
Wo Rasenzwerge nächtens walten,
Wo Zisterzienser einst sich plagten,
In Fontenay der Welt entsagten.
Und Vezelay in schlichter Pracht
Hat tiefe Eindrück´ uns gebracht.
Beeindruckend in seiner Größe
Scheint es zu scheuchen alles Böse.
Und lehrt uns demütig zu sein:
Wie groß ist Gott, der Mensch wie klein.
Es gäb noch Vieles zu erwähnen,
Doch will ich Euch nicht länger quälen.
Und zudem fehlte mir die Zeit;
Denn das Programm war voll und weit.
Jetzt gilt es, großen Dank zu sagen
Den zweien, die die Last getragen
Für dieser Reise gut Gelingen.
Wir können großes Lob nur singen
Der Bernhild und dem Eberhard,
Die organisierten diese Fahrt.
Der Chardonnay, der soll Euch munden
In feierlich Familienrunden.
Und den Chablis sollt Ihr genießen
Mit Freuden soll er Euch begießen.
Der Vin de Paille, ein süßer Trank
Sei auch ein Teil von unser´m Dank.
Wir danken Euch für diese Tage
Und hoffen, Ihr habt keine Klage.
Die Runde – glaub´ ich – war sehr nett:
Früh in und früh auch aus dem Bett.
Habt Dank, weil wieder schön es war:
Wir freuen uns auf´s nächste Jahr.

Geschrieben von: Bbr. Wolfgang Schineis

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