Schon vor mehreren Jahren begann die Universität Würzburg damit, Gelehrte aus ihren
Reihen besonders zu ehren, indem sie, wie andere Traditionsuniversitäten auch, jenen eine
Gedenktafel widmet: Diese werden in der Regel an Wirkungsstätten oder Wohnhäusern der
entsprechenden Persönlichkeiten angebracht. Dafür eingesetzt hatte sich nicht zuletzt der
frühere Würzburger Landtagsabgeordnete Prof. Dr. Walter Eykmann ChW!, der das
sogenannte „Gelehrtenprojekt“ zusammen mit dem Altgermanisten Prof. Dr. Horst Brunner
und dem Nephrologen Prof. Dr. August Heidland, beides Emeriti unserer Alma Julia, der
Universitätsleitung nahegebracht hatte.
Am 6. Februar 2025, gut einen Monat nach seinem 25. Todestag, war unser Bundesbruder
Prof. Dr. Otto Meyer an der Reihe, der von 1960 bis 1962 Lehrstuhlvertreter und dann bis
1974 Lehrstuhlinhaber für mittelalterliche und fränkische Landesgeschichte an der Universität
Würzburg war. Nach seiner Emeritierung lehrte er noch bis kurz vor seinem Tode. Seine
Vorlesungen am Freitagnachmittag, die immer gut besucht waren, hatten einen legendären
Ruf. Am 22. Juli 1960 wurde Otto Meyer in unsere Gothia als Ehrenmitglied aufgenommen.
Zu seinen zahlreichen Schülern gehörte auch unser Bbr. Prof. Dr. Hans-Martin Weikmann. Ich
kann mich noch gut an Otto Meyer erinnern. Er war ein treuer Bundesbruder, ein
faszinierender Gelehrter und eine durch und durch gesellige Frohnatur.
Obwohl es ein kalter und windiger Nachmittag war, hatten sich aus Anlass der Anbringung der Gedenktafel an dem Gebäude in der Neubaustraße 64a, wo Otto Meyer gewohnt hatte, zahlreiche Personen eingefunden, an der Spitze der Präsident unserer Julius-Maximilians- Universität Prof. Dr. Paul Pauli, von unserer Gothia waren (in Couleur) anwesend Hans- Martin Weikmann, unser Senior Tim Widder und ich selbst.
Prof. Dr. Thomas Baier, Dekan der Philosophischen Fakultät, würdigte in seiner beeindruckenden Laudatio Bbr. Otto Meyer, anknüpfend an die Rede zur Verleihung des Kulturpreises des Bezirks Unterfranken an jenen im Jahr 1985 als „Grandseigneur der fränkischen Landesgeschichte, ein[en] Historiker von bedeutendem Ruf und mit hoher wissenschaftlicher Reputation“. Otto Meyer sei aber auch ein „liebenswürdiger Zeitgenosse“ gewesen, der in weinseliger Gesellschaft das anregende Gespräch gesucht, die temperamentvolle Diskussion geliebt und Land und Leute verstanden habe wie nur wenige sonst. Der Dekan sprach auch davon, dass eine solche Ehrung für Otto Meyer mehr als überfällig gewesen sei.
In nächster Zeit wird übrigens ein weiterer Bundesbruder mit einer Gedenktafel geehrt
werden: Der Priester und Kirchenhistoriker Prof. Dr. Sebastian Merkle (1862-1945). Auch
darüber wird zu berichten sein.
Literatur zu Otto Meyer: Philipp T. Wollmann, Otto Meyer (1906-2000). Ein Historiker
zwischen Drittem Reich und Bundesrepublik in Franken, in: Fränkische Lebensbilder 26
(2022), S. 287–320.
Prof. Dr. Matthias Stickler GW! Phil-X Cp!